Kindermobilität - ein Schlüssel zur Mobilitätswende
- Ronja
- 16. Dez. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, auf dem IPU-Kongress (Initiative Psychologie im Umweltschutz) einen Workshop zum Thema Kindermobilität zu geben – ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt.
Mein Fokus lag auf den entwicklungspsychologischen Aspekten und ihren Auswirkungen auf das Verhalten von Kindern im Straßenverkehr. Dabei habe ich einige spannende (und oft unterschätzte) Fakten geteilt:
👀 Eingeschränktes Wahrnehmungsvermögen:
Kinder unter 5 Jahren können oft nicht unterscheiden, ob Fahrzeuge stehen oder sich bewegen.
Erst mit 10–12 Jahren können Kinder die Geschwindigkeit von Autos realistisch einschätzen.
Das Gesichtsfeld von Kindern ist deutlich eingeschränkter als das von Erwachsenen und entwickelt sich erst in der Pubertät vollständig.
👂 Hörwahrnehmung:
Erst ab etwa 6 Jahren können Kinder korrekt lokalisieren, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt.
🏃 Reaktionsfähigkeit:
Wenn Kinder abrupt stoppen sollen, reagieren sie bis zu einem Alter von 10 Jahren mit einer Verzögerung von ca. 1,8 Metern – ein Sicherheitsrisiko, das in der Planung oft nicht berücksichtigt wird.
(Kleine) Kinder sind nicht Multitaskingfähig, sie können sich also nicht gleichzeitig auf den Ball und das heranfahrende Fahrzeug fokussieren…
Das bedeutet: Kinder werden oft dazu angehalten, sich im Straßenverkehr „sicher“ zu verhalten – obwohl sie entwicklungsbedingt noch gar nicht dazu in der Lage sind!
Eine Mobilitätsplanung aus der Perspektive von Kindern erfordert deshalb
Barrierefreiheit: Inklusive Seh- und Hörbeeinträchtigungen.
Berücksichtigung aller Körpergrößen: Für übersichtliche Verkehrssituationen, die auch Kindern Sicherheit bieten.
Fehlertolerante Verkehrsgestaltung: Breite Fuß- und Radwege abseits der Fahrbahn, damit kleine „Schlenker“ und Unaufmerksamkeiten keine Gefahr bedeuten.
Die konsequente Perspektivübernahme bietet die Chance, das Recht auf Mobilität für alle umzusetzen, schließlich profitieren auch unsichere, ältere und behinderte Menschen von der Planungsperspektive. Damit liefert „Kindermobilität“ das politische Rüstzeug für eine echte Mobilitätswende.
Schließlich sehe ich in der Thematisierung die Chance, neue Impulse für die kontrovers geführte Diskussion um mehr/weniger Autos zu setzen: Wer will schon gegen sichere und kinderfreundliche Straßen argumentieren? 🚸
Ich finde, Kindermobilität sollte kein Nischenthema bleiben!

Wie siehst du das? Welche Maßnahmen sind aus deiner Sicht essenziell, um die Mobilität für die jüngsten Verkehrsteilnehmer*innen zu verbessern? Ich freue mich auf deine Gedanken!
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